Wolfgang Ommerborn
Philosophisches und politisches Denken im Konfuzianismus der Ming-Zeit (1368-1644) und Qing-Zeit (1644-1911)
284 Seiten
ISBN 978-3-89733-604-9
Die vorliegende Sammlung enthält eine Auswahl von Aufsätzen des Autors
zum philosophischen und politischen Denken des Konfuzianismus in der
Ming- und Qing-Zeit.
Der sich in der Song-Zeit (960-1279) erneuernde Konfuzianismus, der im
Westen als „Neo-Konfuzianismus“ bezeichnet wird, übte, vor allem in Gestalt
der Schule des Zhu Xi, der Daoxue bzw. Lixue, auf das geistige und
politische Leben in China großen Einfluss aus und dominierte weitgehend
das philosophische und politische Denken in den folgenden Dynastien bis
zum Untergang des Kaiserreiches am Anfang des 20. Jahrhunderts. Gleichzeitig traten aber auch immer konfuzianische Denker auf, wie die Aufsätze
zu den Philosophen Wang Tingxiang, Li Zhi und Dai Zhen aus der Mingund
Qing-Zeit verdeutlichen, die sich in ihren philosophischen Schriften
gegen grundlegende Konzepte der orthodoxen Zhu-Xi-Schule positionierten,
diese kritisierten und alternative Ideen vortrugen, wodurch sie mit
deren oft in Staat und Gesellschaft einflussreichen Vertretern und Anhängern
in Konflikt gerieten. Das Auftreten und Wirken dieser Kritiker und Abweichler
stellt aber ein Beispiel dafür dar, dass sich der Konfuzianismus
während seiner gesamten Geschichte stets aus recht unterschiedlichen,
sich zum Teil widersprechenden Strömungen zusammengesetzt hat. Dieser
Tatbestand spiegelt sich ebenfalls in bestimmten politischen Lehren
des Konfuzianismus wider, die von den Mächtigen und Herrschenden, die
sich in der Regel aufgrund ihrer Erziehung und Ausbildung selbst als Konfuzianer
verstanden, als Bedrohung ihrer Privilegien und Macht betrachtet
wurden.